Wölfe

DerElch

Re: Wölfe

#271

Beitrag von DerElch » Mi 15. Jan 2014, 15:32

Ich war aktiv lange Jahre ehrenamtlich auf der Pro Wolfseite tätig und kenne beide Seiten."Reingeschlittert" bin ich da weil mein Vater Schafe zuechtete und es durch die Rueckwanderung des Wolfes in unsere Gegend,zuhause ein Dauerthema war.

Rati
Beiträge: 5549
Registriert: Di 8. Mär 2011, 14:58
Wohnort: ein Sachse unter Niedersachsen

Re: Wölfe

#272

Beitrag von Rati » Mi 15. Jan 2014, 15:49

Hi smalfarmer
smallfarmer hat geschrieben:@Rati. Das Wolfsthema ist bei den Berufsschäfern sehr wichtig. Ich war ja Mitte Oktober auf einer Hochzeit mit vielen bekannten Hüteschäfern in Baden Würtemberg. Ich persönlich war erst sehr erstaunt wie wichtig das Thema den Profis ist...
Es ist jetzt wirklich schwierig für mich das richtig zu schreiben.Zum einen weil ich zwar Herden kenne in denen die personelle und finanzielle Situation so ist wie du sie beschreibst, aber nie in so einer gearbeitet habe.
Selbst der Bauer bei dem ich nach der Wende Schnucken gehütet habe, hatte ein großes festes Hütegebiet und sogar zwei große Ställe für seine 700 Schnucken. Ich kann mir also die Belastung vorstellen, mußte sie aber nie tragen.
Zum anderen, ist für mich auch sehr verständlich das die Gelegenheit Wolf genutzt wird, ein Ziel für all den Unmut zu finden welcher aus der marktwirtschaftliche / finanzielle Situation und den ganzen bürokratischen Popanz (zehn Prozend Schafgewicht entfällt auf Ohrmarken oder dutzende nicht funktionierende Chips ;) ) auf die Schäfer einwirken und gegen die sie ohnmächtig sind.
Wenn ich jetzt also schreibe da wurde ein Feinbild gefunden bei dem ein schwächerer mal wieder ausbaden muß was andere verschuldet haben (ich meine jetzt nicht die Befürworter des Wolfs sondern die Bürokratie und den gut verdienenden Konsumenten der die Schnäppchen sucht)ist das absolut nicht böse gemeint, aber es handelt sich hier meiner Meinung nach wie geschrieben "nur" um ein emotionales Ventil.

In anderen Ländern leben die Schäfer seit Generationen mit viel größeren Wolfspopulationen und kommen damit klar, das muß doch hier mit den paar kleinen Grüppchen auch möglich sein ohne gleich die Flinte raus zu holen.

Ich frage noch mal nach der Meinung zu wildernden Hunden, was sagen die Profis dazu?
Wir hatten hier letztes Jahr den Fall das ein Schäfer 90 Muttertiere eingebüßt hat weil wildernde Hunde seine Tiere in einen Bach getrieben haben. Das sind mehr Tiere als die Wölfe in einem ganzen Jahr gerissen haben. Trotzdem habe ich zu dem Thema noch nie so große Proteste gehört wie zu den Wölfen.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

smallfarmer
Beiträge: 1159
Registriert: So 8. Aug 2010, 22:23

Re: Wölfe

#273

Beitrag von smallfarmer » Mi 15. Jan 2014, 16:06

@Elchie. Deine Fragen will ich dir gerne beantworten. Obwohl mir eigentlich gar nicht klar ist, warum du so aggresiv formulierst. Oder andersherum gesagt, die beiden verbal am forschesten Wolfsbefürvorter wohnen gar nicht in Deutschland. Die haben leicht reden, siehe auch deine Signatur.
Leider hatte ich noch keinen Wolfskontakt in freier Wildbahn. Wie oft ein Wolf bei meinen Schafen war, kann ich dir nicht sagen. Wir hatten ja im Spätherbst 2011 eine Wolfsichtung hier im Dorf. Damals wurde den drei Jugendlichen die Geschichte abgestritten, sie hätten einen großen Schäferhund gesehen. Dieser junge Wolfsrüde war ja aus Italien eingewandert und in der Nähe von Gießen von einem PKW angefahren worden. Nach seiner Reise durch den Taunus und Westerwald ist er dann im Frühjahr 2012 in der Nähe von Hachenburg erschossen worden. Es gab keinen Riss in der Gemeinde . Zu den zweifelsfrei belegbaren Besuchen möchte ich dir folgendes sagen, leider ist es mir nicht vergönnt 24 Std. meine Schäfchen zu bewachen :mrgreen: Es gibt auch noch andere wichtige Tätigkeiten die erledigt werden sollten.
smallfarmer

Benutzeravatar
65375
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 6385
Registriert: Fr 16. Dez 2011, 05:58
Wohnort: Rheingau

Re: Wölfe

#274

Beitrag von 65375 » Mi 15. Jan 2014, 16:19

Liegt das am morgigen Vollmond, das die Wolfsdiskussion so an Fahrt aufnimmt?

Thomas Mueller

Re: Wölfe

#275

Beitrag von Thomas Mueller » Mi 15. Jan 2014, 17:28

Hallo Reisende,

Du hast angesprochen, dass es Folgebelastungen gibt, die auch nicht zu unterschaetzen sind.
Das stimmt natuerlich generell, doch sollte man vor allem diese nicht ueberbewerten.
Das sind alles Dinge, die "koennten" "moeglicherweise" usw. eintreten. Wir koennen das bis ins Unendliche weiterspinnen, und am Ende haben wir tatsaechlich das Gefuehl, als ob wir, ja die gesamte Menschheit, bedroht seien. Das ist nicht gerechtfertigt. Man muss auf dem Teppich bleiben. So gross ist das Problem Wolf nun wirklich nicht. Man darf auch aus den Erfahrungen einzelner auf keinen Fall auf die Gesamtheit schliessen.

Also, alles in allem beruecksichtigt, bin ich absolut ueberzeugt, dass die Schafzuechter beim Wolfsmanagement in besten Haenden sind. Und von dieser Seite wird mit Sicherheit alles was Du aufgefuehrt hast, beruecksichtigt, und dann auch, vielleicht ueber einen kleinen Umweg..., grosszuegig bis angemessen ausgeglichen. Da bin ich mir hundertprozentig sicher.

Ich bin mir auch sicher, dass wildernde Hunde ein viel groesseres Problem darstellen.
Nur traut sich keiner, das anzusprechen, da zu viele Leute einen Hund haben, "der natuerlich nie, nie wildert". "Mein Hund macht das nicht, das weiss ich ganz genau!" Dazu zaehlen auch Katzen. Wenn ich sehe, was die Katze meiner Mutter so alles anschleppt... Aber wenn das jemand meiner Mutter sagen wuerde, dem wuerde sie ja die Augen auskratzen...

Die Jaeger sehen das, koennen aber das Problemnicht ansprechen, denn sie haben die berechtigte Befuerchtung, es wuerde ihren ja jetzt schon ramponierten Ruf noch weiter schaedigen. Als Problemverlaerung bietet sich dann natuerlich der Wolf an - er hat niemand, der ihn haetschelt und beschuetzt. Bisher jedenfalls nicht.

Es sollte uns auch immer bewusst sein, dass wir Deutschen zum ueberreagieren neigen, auch zur Radikalitaet. "Die gehoeren weg!" Diese Mentalitaet ist keine gute, aber sie liegt in uns begraben und kommt ganz schnell an die Oberflaeche. Beim Thema Wolf zum Beispiel. Manch ein Wolfsgegner kommt aus dieser Ecke! Das nicht vergessen und aufpassen! Mit das groesste Motiv der europaeischen Integration war, um uns Deutsche vor uns selbst zu schuetzen! Und das gilt heute genau wie damals. Diese radikale Ansichts-, Vorgehensweise ist ein furchtbarer Zug in uns. Und das scheint mir die allergroesste Gefahr zu sein, nicht nur in Bezug auf das Wolfsproblem. Doch auch und gerade deshalb tendiere ich mehr zur Wolfsfraktion, selbst wenn es manchmal sogar, das aber nur in unwesentlichen Punkten!, gegen meine eigentliche Ansicht sein sollte. Den radikalen, schlafenden Hund auf keinen Fall wecken!!! Denn so sicher ist unsere deutsche Zivilisation noch lange nicht!

Du hast angesprochen, dass bei einer Wolfspopulation von 1000 Tieren die Woelfe ins Jagdrecht ueberfuehrt werden sollten.
Das muessen Wildbiologen entscheiden, die haben das Wissen. Ich persoenlich kann mir gut vorstellen, dass in Deutschland eine Population von 1000 Tieren diese sichert. aber, wie gesagt, ich masse mir nicht an, das beurteilen zu koennen. Es erscheint mir nur als logisch, vom Gefuehl her (das kann aber truegen).
Doch wie gesagt, Wildbiologen muessen das entscheiden, die sind ausgebildet und wissen Tausendmal mehr als wir.

Ich bin mir allerdings sicher, dass auf Dauer ein Eingreifen, eine Regulierung, das dann wohl durch Jaeger, in den Wolfsbestand nicht vermieden werden kann.
Vielleicht geht es ja aders, ich kann es mir jedoch nicht vorstellen. Das waere ja auch nicht schlimm. Wo liegt das Problem? Die Hauptsache is doch, dass der Bestand gesichert ist. Wir koennen nie jedes einzelne Tier schuetzen. aber den Bestand, den koennen wir schon schuetzen. Und das ist das Wichtige.

Viele glauben, dass sich Woelfe selbst regulieren. Das tun sie auch. Aber erst dann, wenn kein Beutetier mehr uebrig ist! Vorher nicht.
Und das sieht dann so aus, dass weit und breit kein Reh mehr da ist, und dass dann der Druck auf Farmtiere natuerlich zunimmt. Aber erst dann, doch da sind wir noch lange nicht. Also kein Grund zur Panik. Ueber die Zeit wird der Werdegang jedoch wahrscheinlich so sein. Doch kein Problem. Dann werden die Woelfe ebenso wie z.B. Fuechse heute schon, bejagt und auf vertraeglichem Niveau gehalten. Wo ist das Problem? Ich kann es nicht sehen.

Noch ein paar Ausfuehrungen zu den Jaegern, hier speziell zum deutschen Jaeger.
Dass wir Deutsche alles wissen, und auch noch am besten wissen, das auch noch jedem sagen, auf der ganzen Welt, ich denke, das ist bekannt, wir sollten es nicht leugnen. Und da gehoert gerade auch der "Deutsche Jaeger" dazu!
Andererseits haben deutsche Jaeger ein enormes Wissen, das bringt die umfassende Ausbildung mit sich.
Dann wiederum ist es mir passiert, dass einem deutschen Jaeger, der gemuetlich nach Hause spaziert ist (in Kanada), die Buechse auf dem Ruecken losging!
Wie man sie umgehaengt traegt, ist nichts passiert, da nur in die Luft geschossen...
Da fragt man sich dann schon, wo ist am Ende die ganze Ausbildung...?
Kann aber wiederum auch jedem mal passieren. Na gut.

Ich muss aber sagen, dass immer, fast ausnahmslos, mit Jaegern, Anglern, Trappern und Umweltschuetzern sehr gut ausgekommen bin. Weil ich alles schon selbst gemacht habe, die Sache verstehe, das heisst, jede Seite, und vor allem weil mir klar ist, dass doch alle in einem Boot sitzen!
Alle, und ich meine ALLE, haben die Liebe zur Natur, zum Wild, und wollen es auch erhalten sehen. Die einen ein bisschen mehr so, die anderen etwas anders.
Aber grundsaetzlich ist es so.
Deshalb sollten auch alle an einem Strang ziehen und bereit sein, auch mal die extra Meile zu gehen...
Und wenn jeder dazu bereit ist, dann funktioniert das alles wunderbar (ist in der Ehe uebrigens genauso).
Das Wolfsproblem ist, gemessen an anderen Problemen, vor allem an denen die noch auf uns zukommen, ein winziges - und entsprechend leicht zu loesen.
Es braucht nur Verstaendnis und guten Willen!

Benutzeravatar
Reisende
Beiträge: 4268
Registriert: Fr 20. Jul 2012, 15:05
Wohnort: Altmoränenlandschaft in Klimazone 8a

Re: Wölfe

#276

Beitrag von Reisende » Mi 15. Jan 2014, 17:40

ah komm schon, so rosarot wie durch deine brille sehen das wsl die wenigsten. ich hab jetzt auch leicht reden - möchte mich aber nicht hören, wenn meine schafe dahingemeuchelt werden. da kommt bei mir als wolfsympathisierende hobbyhalterin sicher auch was anderes hoch als verständnis und ein "danke für die kohle und ihre nette betreuung"...

aber sei es drum. hier im forum lösen wir das problem eh nicht.

@65375
Bild
;)
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

DerElch

Re: Wölfe

#277

Beitrag von DerElch » Mi 15. Jan 2014, 18:24

smallfarmer hat geschrieben:@Elchie. Deine Fragen will ich dir gerne beantworten. Obwohl mir eigentlich gar nicht klar ist, warum du so aggresiv formulierst. Oder andersherum gesagt, die beiden verbal am forschesten Wolfsbefürvorter wohnen gar nicht in Deutschland. Die haben leicht reden, siehe auch deine Signatur.
smallfarmer
Smalli das war nicht aggresiv sondern eine ernstgemeinte Frage.
Was Deine Anmerkung zum jetzigen Wohnort betrifft...ich bin erst seid Anfang 2009 in Schweden.Davor hab ich in der Schweiz und in Deutschland gewohnt. ;)

Thomas Mueller

Re: Wölfe

#278

Beitrag von Thomas Mueller » Mi 15. Jan 2014, 19:04

Hallo smallfarmer,

vielleicht hab' ich leichter reden. Aber nicht, weil ich in Kanada wohne, oder zumindest lange Zeit gewohnt habe, denn wie gesagt, in den letzten 10 Jahren war ich fast ueberwiegend in Deutschland. Ich hab' vielleicht leichter reden, weil ich gesehen habe, dass sich genau das gleiche Problem vor einigen Jahren auch den amerikanischen Ranchern gestellt hatte. Da war es absolut das gleiche. Die Woelfe kamen zurueck, die Welt schien unterzugehen, doch die Rancher haben sich arrangiert, natuerlich mit Schadensausgleich, und heute hoert man kein Wort mehr darueber.

Auch hier, in meinem geliebten Lardeau Valley, gab und gibt es die gleichen Diskussionen. Nur geht es da ueber Grizzly Baeren. Im Prinzip aber dasselbe.
Doch auch da loest sich das Problem auf. Wird halt viel geredet...

Auch ist es leichter, eine Sache zu ueberblicken, wenn man nicht direkt davor steht bzw.nicht direkt betroffen ist.
Obwohl ich ueber 20 Jahre mit unseren Tieren schon davor gestanden habe und auch direkt betroffen war, und meine Tochter das auch heute ist -
auch ihre Schwiegereltern, die mit ihren Llamas kein einziges Schaf verloren haben.

Wie es bei Dir Deiner Schilderung nach aussieht, wuerde ich Dir wirklich empfehlen: Mach erstmal gar nichts! Mach so weiter wie bisher.
Vergiss die ganze Sache. Belaste Dich nicht damit. Verschwende keine Energie damit, vor allem mach' Dir keine Sorgen.
Sollte tatsaechlich mal ein Wolf auftauchen und Du verlierst ein Schaf, dann sieht es natuerlich anders aus. Dann kannst du ja die erforderlichen Schritte unternehmen. Aber: Die Chancen, dass es so weit kommt, die sind sehr gering. Deshalb, mach Dich ja nicht schon vorher, im Kopf, verrueckt ueber etwas,
das moeglicherweise nie eintritt.
Vielleicht blickst Du in zehn Jahren zurueck, hast immer noch keinen Wolf gesehen, auch kein Schaf an einen Wolf verloren, und kommst zu dem Schluss: Warum hab' ich mich damals ueberhaupt so verrueckt gemacht?!?

Kanadisches Sprichwort: "If it ain't broke - don't fix it!"

Benutzeravatar
Rallymann
Beiträge: 1672
Registriert: So 26. Mai 2013, 18:10
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Erwitte
Kontaktdaten:

Re: Wölfe

#279

Beitrag von Rallymann » Mi 15. Jan 2014, 19:37

Wenn ich mal was anmerken dürfte

Wölfe in Canada/ Alska/USA werden sicher einem gewissen Jagddruck ausgesetzt sein oder?
Kommen die der Farm zu nahe, wird der Farmer dehnen was auf den Pelz brennen. Ob der darf oder nicht ist was anderes.
Das werden die Wölfe auch wissen
Hier haben die Wölfe keinen Jagddruck. Hier ist ein dicht besiedeltes Land, wo der Wolf immer mal mit Menschen in Kontakt kommt.
Ich denke, dass der Wolf hier ein anderer ist oder wird. Der Bericht über den gerissenen Hund in der Tierpension und einen Bericht über nen Soldaten, der halbwüchsige Wölfe mit tritten abwehren musste ließen diese Gedanken in mir aufkommen.
Achja ich bin Pro Wolf und freu mich über jedes Wildtier, die hierher zurück findet.
Ralf

Olaf
Beiträge: 13594
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 14:25
Familienstand: glücklich verheiratet
Wohnort: Havelland BRB

Re: Wölfe

#280

Beitrag von Olaf » Mi 15. Jan 2014, 21:00

Naja,
so ähnlich kommt mir auch so der Gedanke, deswegen schrieb ich das auch, dass im ehem. Truppenübungsgebiet natürlich nicht geschossen wird.
Aber, das hab ich nur erzählt bekommen, einer sei nördlich von unserem Dorf im dichtbesiedelten waldarmen Bereich gesehen worden sein, und der hat dann wohl Pech gehabt.
Ich denke die Scheu vor menschliche Siedlungen muss schon irgendwie aufrecht erhalten werden, nur so können Mensch und Wolf nebeneinander leben....
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Antworten

Zurück zu „Wildtiere, Fischerei, Jagd“