Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4241

Beitrag von emil17 » Sa 20. Aug 2022, 23:12

Rohana hat geschrieben:
Sa 20. Aug 2022, 10:24
@Tscharlie
Ein Löwenanteil an Subventionen geht an Natur- und Umweltschutzmassnahmen!
Da schauen wir doch mal, was die offiziellen Statistiken zu dieser Behauptung sagen.
Irgendwie ist Tante Google nicht dieser Meinung bzw, die dort gefunden Quellen sagen etwas ganz anderes.
Rund 40% des gesamten EU-Haushaltes gehen in den Bereich Landwirtschaft, der aber nur wenige Prozent der Arbeitsplätze stellt.
Mehr als 70% dieser Agrarmilliarden werden als Einkommensunterstützung in Form von Flächenbeiträgen direkt an die Landwirte ausbezahlt, egal was die machen. Das waren 2017 fast 42 Milliarden Euroo. Der Anteil der Agrarsubventionen für das, was als "umweltschutzrelevante Massnahmen innerhalb der Landwirtschaft" summiert wird, also für Ökolandbau, Klimaschutzmassnahmen, Küstenschutz und vieles mehr wie Dorferneuerung, Ausgleichszulagen (was immer das sein mag) Investitionen umfasste nicht einmal 25% des Agrarbudgets.
Der NABU fordert (hätte gern, kriegt er aber nicht) einen EU-Beitragsfonds für Naturschutz von 15 Milliarden, das wäre 1/3 von dem was 2017 bedingungslos in die Landwirtschaft floss. Dabei wird nicht gesagt, wieviel dieser 15 Milliarden in landwirtschftlich genutzte naturschutzrelevante Flächen und wieviele in reine Naturschutzgprojekte fliessen sollen.
Die Naturschutzorganisationen kriegen offenbar keine Flächenbeiträge, bloss weil sie darauf nach ihren Vorstellungen Naturschutz machen.

In der Schweiz sind die Verhältnisse ähnlich: 2.8 Milliarden CHF für Direktzahlungen an Landwirte. 0.8 Milliarden für Arten- und Landschaftsschutz.
Allerdungs gehen die meisten Direktzahlungen ("Löwenanteil") ins Berggebiet, wo die Landwirtschaft weniger im Gegensatz zum Naturschutz steht (d.h. politisch schon, aber praktisch nicht).

Soviel zum Thema Löwenanteil.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4242

Beitrag von Rohana » So 21. Aug 2022, 11:06

"Die Naturschutzorganisationen kriegen offenbar keine Flächenbeiträge, bloss weil sie darauf nach ihren Vorstellungen Naturschutz machen."

Die Naturschutzorganisationen betreiben keine Landwirtschaft, warum sollten die also landwirtschaftliche(!) Direktzahlungen bekommen?? Nochmal, das was jetzt unter Subventionen läfut war mal Ausgleich für zurückgenommene Stützpreise etc. (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Agrarsubv ... schichte_2).

Ich spreche von Deutschland, nicht von EU, und wenn du da mal hinguckst für die kommende Förderperiode, ist da etwa die gleiche Menge "einkommensunterstützende Direktzahlungen" in der 1. Säule wie ELER in der 2. Säule... und von der ersten Säule geht nochmal so Zeugs wie Greening ab, das ist auch an "Umweltschutz-Bedingungen geknüpft. :ohm:

Aber jeder so wie er meint. Wie gesagt, ich hätte lieber gescheite Produktpreise als x Millionen "Experten" die meinen uns reinreden zu müssen weil sie Steuern zahlen. Wobei gewisse Dinge dann schlicht nicht bezahlbar werden bzw. deren Anbau/Bewirtschaftung hierzulande aufgegeben wird. Und wie wollt ihr den Billigproduzenten im Ausland reinreden? Spätestens dann wenn's keine Alternativen mehr gibt weil die inländische Produktion den Bach runter ist, tanzen die euch auf der Nase rum. Guten Appetit beim Naturschutzwiesen abgrasen :mrgreen:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4243

Beitrag von emil17 » So 21. Aug 2022, 13:09

Statt Stützpreise sind es nun Direktzahlungen, sind alles Subventionen.
Die gescheiten Produktpreise wurden früher durch ebendese Stützpreise erzielt, sie führten zu einer Überproduktion die dann teuer wieder verwertet werden musste. Ein schönes Beispiel ist die Schweizer Weinschwemme, ausgelöst durch Abnahmegarantie des Bundes zu Fixpreisen.
Mehr Geld für gleiche Ware führt zu mehr Produktion, nicht automatisch zu besserer Ware!. Insofern sind Direktzahlungen ein Fortschritt. Was nötig ist und was die derzeitige Regierung anstrebt, sind Zahlungen gekoppelt an umweltrelevante Dienstleistungen.
Rohana hat geschrieben:
So 21. Aug 2022, 11:06
als x Millionen "Experten" die meinen uns reinreden zu müssen weil sie Steuern zahlen
Das ist ein berechtigter Grund zum Mitreden, unser politisches System funktioniert nun mal so.
Dieser Standpunkt zeigt, warum viele Bauern ein Öffentlichkeitsproblem haben. Da, wo es an euer Geld geht, nämlich bei produktionserschwerenden Umweltauflagen, redet ihr ja selbstverständlich auch mit, obwohl viele dieser Äusserungen zeigen, dass ihr im Umweltbereich (Massentierhaltung, Nitrat im Grundwasser ... ) auch bloss "Experten" im Sinne des obigen Zitates seid.
Es ist unklug, in die Hand zu beissen, die einen füttert.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4244

Beitrag von Rohana » So 21. Aug 2022, 14:21

Die Hand die füttert sind vermutlich eher die Landwirte, denn weder Geld noch Naturschutz noch Ideologie kann man essen ;) irgendwer muss die Arbeit ja auch machen, und die Reinreder tun es nicht. Ist halt so.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4245

Beitrag von strega » So 21. Aug 2022, 15:47

Rohana hat geschrieben:
So 21. Aug 2022, 14:21
Die Hand die füttert sind vermutlich eher die Landwirte, denn weder Geld noch Naturschutz noch Ideologie kann man essen irgendwer muss die Arbeit ja auch machen, und die Reinreder tun es nicht. Ist halt so.
und welche Hand füttert die Landwirte??
Ist halt so, dass die leider nicht mehr selbständig wirtschaften können (????) und speichelleckend den Subventionsgebern gefallen müssen

und wer füttert die Hand, die die Landwirte füttert???
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4246

Beitrag von Rohana » So 21. Aug 2022, 16:02

Tja, Huhn Ei und so. Ich bleibe trotzdem dabei dass man Geld nicht essen kann. Speichelleckend? Also so langsam reicht's echt. :aeug: Entweder es wird sachlich diskutiert, oder ich bin raus. Dann habt ihr endlich die perfekte Echokammer!
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4247

Beitrag von strega » So 21. Aug 2022, 16:15

speichelleckend?
naja, was wird getan, um die Zuschüsse abzugreifen? Oft in Nachtschichten die online-formulare ausgefüllt, mehr tot als lebendig (versteh ich, die meisten Leut ham anderes zu tun und nicht gerade knapp)

naja, nicht speichelleckend?
was würde passieren wenn die Zuschüsse nicht abgegriffen können werden fristgemäss?
Was wären die Leut bereit zu tun für die Zuschüsse??

Eine Schreinerei könnte sich das nicht erlauben und würde sich das nicht erlauben. Die müssen halt wirtschaftlich arbeiten und fertig.

@rohana
brauchst dich net angegriffen fühlen, ich greif niemand persönlich an
will nur auf die absolut absurden Zustände aufmerksam machen, falls die nicht schon präsent sind
und ich wünsch mir Landwirte in diesem komischen Land, die aufrecht ihre Rechte einfordern
nicht die Rechte, den Boden vergiften zu dürfen nach Strich und Faden wie es grad beliebt für den maximalen Mammon
aber das Recht auf seriöse Arbeit, auf engagierte Arbeit mit gerechtem Lohn (was ist das? Den neuen 100 000 Teuro Traktor gratis oder fast halt über Absetzung oder halt Essen und Heizung gesichert wie so viele NormalbürgerInnen es sich auch wünschen, aber keine Zuschüsse für nix bekommen??)
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4248

Beitrag von sybille » So 21. Aug 2022, 16:22

strega, meine Eltern hatten Landwirtschaft. In den 60ger Jahren verkauften wir den Liter Milch an der Haustür für 1 DM. Heute bezahl ich für den Liter Milch an der Haustür 60 Cent. Beim Weizen ist es ähnlich.
Wie sollen die Landwirte denn ohne die Subventionen zurechtkommen? Denen macht das sicher keinen Spaß sich die Nächte um die Ohren zu schlagen.
Die Schreinerei hat ordentlich im Preis aufschlagen können.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4249

Beitrag von strega » So 21. Aug 2022, 16:38

anstatt den Tank voll Milch an die Kooperative zu verscheuern unter Wert
lieber direktvermarkten???
Klaro, dafür muss der Markt erst geschaffen werden....
aber lokal ist immer gut derzeit und besser als überregional.....
ma könnt ja mal eindrittel auf zweidrittel anfangen?

wenns kein adblue mehr gibt können auch die ach so modernen lkws nicht mehr fahren und die meisten modernen unternehmen sind halt modern und sonst nix..............................................................

also besser lokal und regional Strukturen aufbauen als auf überregional und ausbeuterisch vertrauen weils halt immer so funktioniert hat....
wie war das mit den Teiglingen aus China? Meine, ich hab in dem betreffenden Faden nie eine wirklich aufschlussreiche Antwort erhalten von den Experten der professionellen Landwirtschaft..?

ach ja, Fahrradkurier (nicht Ihhbike) geht immer noch regional und lokal mit Anhänger, wenn alles andere abkackt..... dank der teutoniscschen Regierung...
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4250

Beitrag von sybille » So 21. Aug 2022, 16:45

anstatt den Tank voll Milch an die Kooperative zu verscheuern unter Wert
lieber direktvermarkten???
strega, Du hast was falsch verstanden. Wenn wir den Liter Milch in den 60ger Jahren an der Haustür für 1 Dm verkauften müsste der Landwirt doch heute sicher 2 € für den Liter nehmen (wenn er keine Subventionen bekäme) statt 60 Cent. Alles ist seit damals viel teurer geworden.
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