Die 12 Prinzipien der Permakultur

Moderator: kraut_ruebe

Fred
Beiträge: 832
Registriert: Mi 23. Okt 2013, 02:04

Re: Die 12 Prinzipien der Permakultur

#101

Beitrag von Fred » Di 25. Jul 2017, 01:07

Adjua hat geschrieben: Was an Permakultur ist nicht schon nach guter alter Väter Art praktiziert worden?
"There is nothing new about permaculture, but functional design is a new aspect" O.T. Bill Mollison.
Permakultur beansprucht nicht irgendetwas erfunden zu haben. Permakultur geht überlegter vor. Man verpflanzt nicht einfach eine Wirtschaftsweise, die im regnerischen, kühlen Europa entwuckelt wurde in das trocken heiße Australien, und runiniert damit innerhalb von 1½-Generationen 3/4 eines ganzen Kontinents.
Aber im Ernst: Was ist Permakultur mehr als ein Begriff, den jeder anders definiert? Und worin unterscheidet sich Permakultur von nachhaltiger, ressourcenschonender Bewirtschaftung?
Es gibt die Definitionen von Permakultur, die auf diejenige zurückgehen, die die Begriff geprägt haben. Ursprünglich wurde er sogar als Marke (c)/TM geschützt, so daß nicht jeder diesen Begriff sich so ganz frei umdefinieren kann. PK ist aber recht Umfassend, die meisten Definitionen geraden entweder sperrig oder versimpliziert, man sucht daher noch immer etwas griffigeres.

Gegenfrage: Was war zuerst da? Permakultur oder nachhaltige, resourccenschonende Bewirtschaftung? - Wer meint, unsere Altvorderen haben Resourccenschonend gewirtschaftet sollte einmal das Buch "Dreck" von David Montgomery lesen. Seit der Neolithischen Revolution ziehen die Ackerbauern über die Erde, verwüsten ein Stück nach dem anderen, ziehen weiter und hinterlassen verwüstete Länder, die einmal ein Label wie "Land wo Milch und Honig fliesst" oder "fruchtbarer Halbmond" hatten.

Permakultur ist per Nomen ein Synonym für Nachhaltige Landbewirtschaftung, nur nachhaltige Bewirtschaftungweise kann dauerhaft = Permanent sein. Permakultur meint das auch ernst. Wenn in der Politik oder in großem Maßstab von Nachhaltigkeit gesprochen wird, klopft man am Putz, dann entpuppt sich das als Buzzword, um ein neues Geschäftsmodell unter zu bringen [Wie nachhaltig sind die Bio-Sprit-Plantagen....].

Nachhaltige Agrarwirtschaft versucht noch immer an der großflächigen Feldwirtschaft (agrarius = Feld) fest zu halten. Die Vorgehensweise prinzipiell: Alles Platt machen (roden), dann ganzes Feld mit gewünschter Frucht, meist einjährige zupacken, weil rationell.
Diese Arbeitsweise als Globale Technik kann nur "weniger-zerstörerisch" gemacht werden. Richtig ist, daß die sog. "nachhaltige Bewirtschaftung" immer weitere Schritte auf die Permakultur zu macht.
Der Permakultur Ansatz kommt von der ganz anderen seite: Er sieht sich Ökosysteme an und gestaltet nach deren Vorbilder Systeme, die mit möglichst vielen nutzbaren Elementen versehen werden, bedient sich dabei aber bevorzugt mehrjährige statt einjähriger Pflanzen wie die Feldwirtschaft.

Fred
Beiträge: 832
Registriert: Mi 23. Okt 2013, 02:04

Re: Die 12 Prinzipien der Permakultur

#102

Beitrag von Fred » Di 25. Jul 2017, 01:14

Adjua hat geschrieben: Nun, die Idee von "People care and fair share" ist ebenfalls sehr alt und keine Neuerfindung. Welches Prinzip hat "PK" auf der Ebene der Lebenseinstellungen Bestehendem hinzugefügt?
Gerade die Permakultur Ethik basiert auf der Forschung von Bill Mollison an alten Kulturen, die bereits geschafft haben über 1000 Jahre auf demselben Fleck Land zu leben. Bei der Untersuchung, was diese Gesellschaften solange zusammengehalten hat, hat er Gemeinsamkeiten in deren Ethik gefunden, die er auf die 3 Grundlegenden Permakultur- Ethiken zusammen gefasst hat. Kein Anspruch auf Eigenerfindung, sondern Zusammenfassung von Bewährtem. So erklärt das Geoff Lawton.

Apropos Religion: Permakultur wegen dessen Ethik in den Bereich einer Religion zu heben (religio - Rückverbindung - Rückverbindung zu Gott) ist einfach falsch, auch wenn manchmal so getan wird. Religionen beziehen sich auf etwas transzendentes, was nicht beweisbar ist, ergo geglaubt werden muss (Und denjenigen Macht gibt, die darüber bestimmen. Permakutlur bezieht sich explizit auf Wissenschaftliche Erkentnisse, die angewandt werden. Wenn auch nur wenig aus der (meist Lobbygesteuerten Agrarfroschung), sonden mehr auf Ökologie-/Umweltforschung oder Ingenieurswissenschaften.
Einer der größten Fehler in der Permakultur - Type 1 Error- ist es eine Entscheidung zu fällen, die man nicht begründen kann!

Was ich mir noch zu gemüte führen möchte: Apell des Dalai Lama: Ethik ist wichtiger als Religion

Fred
Beiträge: 832
Registriert: Mi 23. Okt 2013, 02:04

Re: Die 12 Prinzipien der Permakultur

#103

Beitrag von Fred » Di 25. Jul 2017, 01:46

kraut_ruebe hat geschrieben:nein, PK hat ebensowenig ein bewirtschaftungs-alleinstellungsmerkmal wie 'nachhaltig'.
Wer unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal in der Permakultur finden will, dann ist es das Kapitel Muster - Erkennen und Anwenden möglich. Ohne dern Kurs hätte ich das auch nicht verstanden. Das Aufgreifen und Gestalten nach den vor Ort vorgefundenen natürlichen Mustern, um mit Ihnen zu harmonieren ist schon ziemlich konträr zur derzeitigen Gesellschaft die mit Zirkel, rechtem Winkel und CAD die Landschaften durchplant. Allerdings gibt es dafür im bereits technisch/gemometrisch aufgeteilten Europa weniger Einsatzmöglichkeiten, als in Australien, wo auch mal ein ganzes Tal nach PK gestaltet werden kann.

Fred
Beiträge: 832
Registriert: Mi 23. Okt 2013, 02:04

Re: Die 12 Prinzipien der Permakultur

#104

Beitrag von Fred » Di 25. Jul 2017, 01:55

Rohana hat geschrieben:Kompost war auch mal Pflanze die irgendwo gewachsen ist und da Nährstoffe gezogen hat, also maximal ein Kreislauf und kein "mehr" drin.
Der Kompst nicht, aber die Pflanzen können - In Teamarbeit mit dem Edaphon- bei genug Sonne und Wasser dieses Mehr mobilisieren.
https://www.youtube.com/watch?v=iOkiL7NEFv0 oder auch auf englisch: https://www.youtube.com/watch?v=xzthQyMaQaQ

Fred
Beiträge: 832
Registriert: Mi 23. Okt 2013, 02:04

Re: Die 12 Prinzipien der Permakultur

#105

Beitrag von Fred » Di 25. Jul 2017, 02:39

kraut_ruebe hat geschrieben: ich muss aber bei der antwort passen, ich kenne keine andere utopie im detail.
Ich auch nicht, das Wort entstammt einem Roman aus dem 16 Jahrhundert: https://de.wikipedia.org/wiki/Utopia_(Roman)

hobbygaertnerin
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 4904
Registriert: Di 14. Jun 2011, 08:48

Re: Die 12 Prinzipien der Permakultur

#106

Beitrag von hobbygaertnerin » Di 25. Jul 2017, 05:46

Was mir schon lange zu denken gibt, der Stellenwert, der der Landwirtschaft zugewiesen wurde und wird, egal zu welchen Zeiten.
Als Bäuerin tue ich mich allerdings auch schwer, Permakultur so zu verstehen, bzw. zu kapieren, dass sie umsetzbar wird.
In meinem kleinen Hobbygarten gelingt das eigentlich recht gut, vor allem, weil mir dort klar wurde, dass ein Bauerngarten früherer Zeit auch nach ähnlichem Muster aufgebaut war. Alle pflanzlichen und tierischen "Abfälle" zu sammeln, möglichst das anzubauen, was wächst und gebraucht wird, mit möglichst wenig zeitlichem Aufwand, weil Zeit schon immer ein knappes Gut war.Eine sinnvolle Vorratshaltung zu betrieben, weil eben das Wachstum auch nur eine begrenzte Zeit des Jahres ist, nichts wegzuwerfen, in Kreisläufen zu denken.
Aber dann kommt immer wieder auch die "Einmischung" gesellschaftlicher oder politischer" Strömungen ins Spiel.

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5624
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Die 12 Prinzipien der Permakultur

#107

Beitrag von Rohana » Di 25. Jul 2017, 07:13

Fred hat geschrieben:
Rohana hat geschrieben:Kompost war auch mal Pflanze die irgendwo gewachsen ist und da Nährstoffe gezogen hat, also maximal ein Kreislauf und kein "mehr" drin.
Der Kompst nicht, aber die Pflanzen können - In Teamarbeit mit dem Edaphon- bei genug Sonne und Wasser dieses Mehr mobilisieren.
https://www.youtube.com/watch?v=iOkiL7NEFv0 oder auch auf englisch: https://www.youtube.com/watch?v=xzthQyMaQaQ
Klar. Man kann Nährstoffe fixieren (lassen), in pflanzenverfügbare Formen umwandeln (lassen), die Umgebungsvariablen wie PH-Wert oder auch die Bodenstruktur bzw. das Bodenleben beeinflussen. Aber generieren kann man Nährstoffe nicht, deshalb störte ich mich an dem Begriff "mehr" :)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Die 12 Prinzipien der Permakultur

#108

Beitrag von kraut_ruebe » Di 25. Jul 2017, 07:19

Fred hat geschrieben:
kraut_ruebe hat geschrieben:nein, PK hat ebensowenig ein bewirtschaftungs-alleinstellungsmerkmal wie 'nachhaltig'.
Wer unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal in der Permakultur finden will, dann ist es das Kapitel Muster - Erkennen und Anwenden möglich. Ohne dern Kurs hätte ich das auch nicht verstanden. Das Aufgreifen und Gestalten nach den vor Ort vorgefundenen natürlichen Mustern, um mit Ihnen zu harmonieren ist schon ziemlich konträr zur derzeitigen Gesellschaft die mit Zirkel, rechtem Winkel und CAD die Landschaften durchplant. Allerdings gibt es dafür im bereits technisch/gemometrisch aufgeteilten Europa weniger Einsatzmöglichkeiten, als in Australien, wo auch mal ein ganzes Tal nach PK gestaltet werden kann.
konträr zur derzeitigen gesellschaft ist das bestimmt. es gibt aber menschen, die einen ort sehr gut lesen können, ohne sich der PK zu bedienen. ich treffe berufsmässig ab und zu auf solche zutiefst faszinierenden persönlichkeiten.

vor etwas mehr als 100 jahren war das lesen des geländes noch ne sebstverständlichkeit. das sieht man an den häusern, die aus der bauzeit bis ca 1900/1910 noch stehen und deren umfeld seither nicht drastisch verändert wurde, die stehen allesamt auf dem dafür am besten geeigneten platz des geländes, in der am besten geeigneten ausrichtung mit/zu den elementen.

das sich/etwas passend einfügen in die natur müssen wir wieder neu lernen (und wohl dem, der so eine schon etwas rare möglichkeit dazu hat). in meinem leben sind das in erster linie die biobauern und einsiedlerpersönlichkeiten, die das beherrschen, während mir die permies/die grad in ausbildung befindlichen zukünftigen permies auch mal echten quatsch erzählen, wie die eine, die auf ner richtig fetten 3-hektar-wiese ohne busch oder baum stand und mir weis machen wollte, da muss man pferde und ziegen draufstellen, weil pferde und ziegen ergänzen einander, und in der PK muss sich immer alles ergänzen :roll:

soll nur heissen: als alleinstellungsmerkmal geht das nicht durch. das können andere auch, im idealfall sogar aus dem bauch heraus.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzeravatar
Thomas/V.
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 9386
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 17:00
Familienstand: verheiratet

Re: Die 12 Prinzipien der Permakultur

#109

Beitrag von Thomas/V. » Di 25. Jul 2017, 07:51

Fred hat geschrieben:
Gerade die Permakultur Ethik basiert auf der Forschung von Bill Mollison an alten Kulturen, die bereits geschafft haben über 1000 Jahre auf demselben Fleck Land zu leben. Bei der Untersuchung, was diese Gesellschaften solange zusammengehalten hat, hat er Gemeinsamkeiten in deren Ethik gefunden, die er auf die 3 Grundlegenden Permakultur- Ethiken zusammen gefasst hat.
Gibt es dazu irgendwas zu lesen (auf Deutsch)? Gerade dieses spezielle Thema interessiert mich nämlich.
Ich habe nämlich den Verdacht, das Landwirtschaft alleine oder als überwiegende Nahrungsgrundlage nicht nachhaltig ist.
Besagte "1000jährige" Gemeinschaften lebten wohl auch zu einem großen Teil noch immer von Jagen, Sammeln und Fischen, zumindest im Neolithikum.
M.M. nach ist das "ganzheitliche" Denken erst verloren gegangen, als man fast ausschließlich nur noch von Ldw. lebte, diese sich begann aufzuspalten in Ackerbauern und Wanderhirten und später nochmal, als man anfing, in Städten zu leben. Also mit Spezialisierung...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

centauri

Re: Die 12 Prinzipien der Permakultur

#110

Beitrag von centauri » Di 25. Jul 2017, 07:57

@Fred
Klar ist Permakultur keine Religion. Ich finde sie eigentlich ganz toll.
Was mich einfach stört ist das immer wieder mal ein "religiöser" Eiferer auftaucht und es mir nach guter alter Sitte einprügeln möchte da ich ja doof bin.
Und was gar nicht in Betracht gezogen wird ist das der Arbeitswelt zu wenig Beachtung geschenkt wird. Eigentlich der ganzen Geldverdienerei. Weil mit tauscherei wird es wohl nichts werden da ich jetzt nicht wüsste was mir ein Stadtbewohner anbieten kann. Auch die Bewirtschaftung meines Gartens hängt mit meinem Job zusammen.
Ich kaufe z.B. viel Kompost zu weil ich die Äste in meiner Arbeitswelt (ein paar Hundert m³) im Jahr selbst nicht verarbeiten könnte. Also ab damit ins Kompostwerk. Ich wiederum nehme wieder Kompost mit. Am besten wäre natürlich wen die Äste am Ort der Entstehung verbleiben würden.
Geht aber nicht. Ich könnte natürlich einen Schredder ( mit geeignetem Zugfahrzeug) kaufen und den Krempel dort durch schmeißen wo er anfällt. Kostet viel Zeit, Geld und Krafftstoff. Was ich da in Tagen mache macht der Großschredder in einer Stunde mit 50 l Diesel.
Könnte natürlich auch die Äste nach Hause fahren und dort Schreddern. Würde mich dann wahrscheinlich 100 l Sprit kosten, ein paar Tage Zeit und eine größere Investition!
Meine Frage wäre jetzt, wie bekomme ich diese Problemchen Permakulturtechnisch in den Griff?

Antworten

Zurück zu „Grundlagen, Definitionen“