Darum traue ich dem ganzen nicht ...

Moderator: kraut_ruebe

Manfred

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#141

Beitrag von Manfred » Fr 26. Jul 2019, 13:00

Der Rati und seine blühende Phantasie...

@Emil: Ob ich für 50 Euro in die nächste Uni-Bibliothek fahre oder mir die Veröffentlichung kaufe ändern wenig an den Kosten und nichts daran, dass ich sie nicht legal offenlegen kann.

Mit Milliardenbeträgen öffentlich finanzierte Forschung gehört ins Licht der Öffentlichkeit. Die paar Euro Mehrkosten für eine öffentlich finanzierte geprüfte Veröffentlichung machen das Kraut nicht fett.

Aber daran soll sich abarbeiten wer mag.
Mich interessiert schwerpunktmäßig die Arbeit an besseren Alternativen.
Während die meisten Weidebetrieb hier (und das teils schon seit Wochen) zufüttern, habe ich noch stehenden Vorrat für Wochen. Das Winterlager ist voll und diese Woche habe ich 6 ha (knapp die Hälfte meiner Heufläche) kostenlos an einen futterknappen Betrieb zum Mähen des 2. Schnitts abgegeben.
Liegt halt daran, dass ich alles falsch mache und keine Ahnung habe. :aeh:

Manfred

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#142

Beitrag von Manfred » Fr 26. Jul 2019, 13:07

Pitu hat geschrieben:Leute, Leute, das ist einer der wirrsten Fäden, die ich hier im Forum gelesen habe ... :hmm:

Was ist jetzt eigentlich die ursprüngliche Fragestellung?

Sind es diese Fragen: Braucht es zwingend Weidetiere für Aufbauende Landwirtschaft?
Um welche zeitliche Epoche, welche Kontinente, welche Klimazonen soll es hier gehen?

Geht mir auch so.
Eine eigentliche Frage habe ich hier noch nicht gefunden.

Zu deiner vorletzten Frage: Nein, natürlich nicht. Aber sie sind halt in vielen Bereichen ein sehr effizientes Mittel. In anderen passen sie dagegen (fast) gar nicht. In einem Klimabereich, wo die natürliche Vegetation tropischer Regenwald ist, z.B. sind Konzepte wie die von Ernst Götsch deutlich besser angepasst. Da kann man zwar auch einige wenige Weidetiere integrieren, wenn man das wünscht, aber damit ist dann auch gut.
https://www.regenerative-landwirtschaft ... 137&p=1075

Zu deiner letzten Frage: Zumindest bei meinen Überlegungen geht es um die gesamte Erde. Und im speziellen darum, für alle Bereiche die jeweils passenden regenerativen Bewirtschaftungsmöglichkeiten zu finden.

Rati
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#143

Beitrag von Rati » Fr 26. Jul 2019, 13:14

Manfred hat geschrieben:Der Rati und seine blühende Phantasie... :
*Schmatzi auf Wängele drück* :grinblum:
Manfred hat geschrieben:Während die meisten Weidebetrieb hier (und das teils schon seit Wochen) zufüttern, habe ich noch stehenden Vorrat für Wochen. Das Winterlager ist voll und diese Woche habe ich 6 ha (knapp die Hälfte meiner Heufläche) kostenlos an einen futterknappen Betrieb zum Mähen des 2. Schnitts abgegeben..
sag ich doch, wirtschaftliche Optimierung von Nutzflächen, nicht Natuschutz sind der Vater des Gedankens... das bringt natürlich(also wirklich!) auch etwas für die Natur wenn gut gewirtschaftet wird, Aber mit Wald geht das halt nicht, deshalb muß eine Theorie durchgesetzt werden in der ganz Europa eigentlich Savannengebiet sein soll. :pfeif:
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

Manfred

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#144

Beitrag von Manfred » Fr 26. Jul 2019, 13:36

Sag ich ja, blühende Phantasie.
Auf meinen Versuchsflächen ist deutlich mehr Leben als auf den "Vertragsnaturschutz"-Flächen (Auch den wenigen, die ich noch habe, weil die Verträge noch laufen. Inzwischen halte ich diese Natur-Misshandlung für ethisch nicht mehr vertretbar. Früher dachte ich auch, ich täte damit etwas Gutes... ) in der Nähe.

viktualia

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#145

Beitrag von viktualia » Fr 26. Jul 2019, 14:01

Mmh, mir ging es bei der Sache jetzt aber auch um das, was ich als ganz grundsätzlich "neu" beim Umgang mit komplexen Zusammenhängen (also der Welt...) empfinde: das Orientieren am Verlauf (nicht nur am definierten Versuchsaufbau).
Das, was der Mr. Savory zwar mit, aber nicht nur für, sein "Ganzheitliches Weidemanagement" entworfen hat.
(Ähnliche Sachen gibt es auch woanders, im therapeutischen Bereich z.B. oder bei Ken Wilber, aber das Prinzip ist gleich.)

Gerade weil so auch, von der Methode her, die Informationen, die ein "Gegner" (oder Fehler) einbringt - und die ja durchaus immer mal wieder zutreffen - Berücksichtigung finden können.
Schlicht, weil da mehr Platz dafür da ist, als in den klassisch strukturierten Konzepten.

(Und ich kann tatsächlich meinen Wutzen noch ein bissl "3ten Schnitt" von meiner Wiese anbieten, dieses Jahr....)

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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#146

Beitrag von emil17 » Fr 26. Jul 2019, 14:38

Manfred hat geschrieben: Auf meinen Versuchsflächen ist deutlich mehr Leben als auf den "Vertragsnaturschutz"-Flächen (Auch den wenigen, die ich noch habe, weil die Verträge noch laufen.
DAS würde mich interessieren ... belegt mit Artenlisten. Ganz einfach und nachvollziehbar. Bei den Vertragsflächen müsste man noch den Ausgangszustand vor Vertrag und die Art der Fläche kennen.
Manfred hat geschrieben:Inzwischen halte ich diese Natur-Misshandlung für ethisch nicht mehr vertretbar. Früher dachte ich auch, ich täte damit etwas Gutes... ) in der Nähe.
... und folglich sind alles Ignoranten, die es anders machen oder auch nur andere Ziele haben? DA steige ich aus, nicht weil du eine Bewirtschaftungsmethode gefunden hast, die bei dir funktioniert.
Die gelungene Futterwirtschaft ist doch einfach gute Hofwirtschaft, nur eben mit anderen Zielen, als der klassische Naturschutz sie verfolgt. Dagegen hat ja auch keiner etwas.
Warum es Natur-Misshandlung und ethisch nicht vertretbar sein soll, wenn man statt Rauhfutter anzubauen andere Arten oder Vegetationstypen fördert und deshalb Flächen gezielt bewirtschaftet (oder nicht bewirtschaftet), würde ich gerne erklärt wissen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#147

Beitrag von Manfred » Fr 26. Jul 2019, 15:40

Du hast dich offenbar immer noch nicht mit dem befasst, was ich mache.

Aber abgesehen davon, gehen halt graue Theorie und Praxis oft weit auseinander.
Und das ist leider auf vielen Vertragsnaturschutzflächen der Fall.
Ich beobachte das jetzt bewusst seit gut 20 Jahren. Und der Anspruch wird auf keiner der von mir beobachteten Flächen erfüllt. Die für mich erkennbaren makroskopischen Artenzahlen sinken und die ökologischen Funktionen der Flächen werden immer schlechter.
Ist auch nicht verwunderlich. Was durch eine abwechslungsreiche Kreislaufwirtschaft entstanden ist, kann nicht durch eine monotone Plünderwirtschaft erhalten werden.

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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#148

Beitrag von emil17 » Fr 26. Jul 2019, 17:00

Manfred hat geschrieben:Du hast dich offenbar immer noch nicht mit dem befasst, was ich mache.
Langsam nähern wir uns dem eigentlichen Problem. Ich möchte vor allem wissen, warum das, was der Naturschutz macht, schlecht und ethisch unvertretbar sein soll.
Wie du deinen Hof bewirtschaftest und warum das eine feine Sache ist, ist doch ein anderes Thema. Wenn du daraus allerdings den Anspruch ableitest, dass man überall und insbesondere auf Naturschutzflächen nach deiner und nicht nach ihrer Methode vorgehen müsse, dann solltest du das mit Zahlen begründen, die für die Gegenseite nachvollziehbar sind.
Manfred hat geschrieben:Die für mich erkennbaren makroskopischen Artenzahlen sinken und die ökologischen Funktionen der Flächen werden immer schlechter.
Das wäre durch Zahlen zu belegen, zudem ist vorher eine Einigung darüber erforderlich, was denn ökologische Funktionen sind. Wenn der eine nachhaltige Nahrungserzeugung und der andere Artenschutz um der Arten selbst willen meint, dann wird das nichts. Zudem sind beide Ziele nötig und beide haben nebeneinander Platz.
Manfred hat geschrieben:Ist auch nicht verwunderlich. Was durch eine abwechslungsreiche Kreislaufwirtschaft entstanden ist, kann nicht durch eine monotone Plünderwirtschaft erhalten werden.
Was ist und woran erkannt man in Gebieten mit Naturschutzvorrang "monotone Plünderwirtschaft"?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#149

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 26. Jul 2019, 18:22

Manfred hat geschrieben:Der Rati und seine blühende Phantasie...
Rati hat mich schon richtig verstanden und Frage kannst du hier keine finden, weil ich keine Frage hatte...
Hast du vielleicht eine Frage an mich? :flag:

Wo sind die Gräser, die sterben, weil sie nicht beweidet werden?
Das ist allerdings schon eine Frage, die ich dann gestellt habe - und bis jetzt keine Antwort bekommen.
Manfred hat geschrieben:Mich interessiert schwerpunktmäßig die Arbeit an besseren Alternativen.
:daumen: :daumen: :daumen:

mich auch und die meisten hier, denke ich mal...
Wir werden uns nur irgendwie nicht ganz einig, was jetzt die "besseren Alternativen" sind.
Manfred hat geschrieben:Während die meisten Weidebetrieb hier (und das teils schon seit Wochen) zufüttern, habe ich noch stehenden Vorrat für Wochen. Das Winterlager ist voll....
warum?
weil du deine Weiden immer wieder ganz abgrasen lasst oder weil du dem Gras geüngend Zeit zur Regeneration gibst?
Oder haben die anderen kein Heu mehr, weil sie zuwenig Weidevieh haben??

Das ist der einzigste Punkt, den ich nicht versteh - nicht verstehen will, wie du´s nennen magst.
emil17 hat geschrieben:Wie du deinen Hof bewirtschaftest und warum das eine feine Sache ist, ist doch ein anderes Thema. Wenn du daraus allerdings den Anspruch ableitest, dass man überall und insbesondere auf Naturschutzflächen nach deiner und nicht nach ihrer Methode vorgehen müsse,
steige ich auch aus.

Deine Art zu wirtschaften, bewundere ich sehr! Nur nicht Savorys (und deinen) "gilt für alle"-Anspruch.
Auf der Welt ist Platz für (fast) alle :)
emil17 hat geschrieben:
Manfred hat geschrieben:Ist auch nicht verwunderlich. Was durch eine abwechslungsreiche Kreislaufwirtschaft entstanden ist, kann nicht durch eine monotone Plünderwirtschaft erhalten werden.
Was ist und woran erkannt man in Gebieten mit Naturschutzvorrang "monotone Plünderwirtschaft"?
Frage .....

Manfred

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#150

Beitrag von Manfred » Fr 26. Jul 2019, 18:55

@Emil: Weil es kein Nebeneinander gibt. Es gibt nur ein Miteinander. Solange man diese Einsicht verweigert, und meint, eine Welt mit endlos vielen Verflechtungen in kleine, scheinbar voneinander unabhängige Schubladen zerlegen zu können, produziert man zwangsläufig immer neue Probleme.

Siehe das neue bayerische Naturschutzgesetz.
Da werden mal eben 2 Millionen ha borealer Wald neu in die Nutzung genommen, um in Bayern 80.000 ha stillzulegen.
Es wird wirtschaftlich praktisch unmöglich gemacht, Dauergrünland und Streuobstwiesen neu anzulegen, um Dauergrünland und Streuobstwiesen zu schützen.
Wer bisher schon freiwillige Leistungen erbracht hat, wird erneut durch Eigentumsentwertung bestraft, während der, der das nicht getan hat, belohnt wird.
Statt die massiven Probleme im Vertragsnaturschutz endlich anzugehen und Forschungsprogramme für bessere Lösungen aufzulegen, werden die Probleme totgeschwiegen und die dafür ursächlichen Programme ausgeweitet.
Man verschlechtert die wirtschaftliche Situation und die Lebensqualität der paar Indianer, die für die Landbewirtschaftung noch übrig sind, noch weiter, zwingt noch mehr zum Aufhören, und jammert dann, dass die Flächen an große, intensiv wirtschaftende Betriebe gehen.
Noch mehr in der Bürokratie versickernde Naturschutzgelder, die in der Praxis hinten und vorne fehlen.

Unter dem Strich ein Natur- und Bauernvernichtungsgesetz unter dem Deckmantel des Naturschutzes. Alles nur wegen der Beharrlichen Weigerung, die Zusammenhänge sehen zu wollen, statt sich auf vermeintlich isolierte Probleme und ihre Scheinlösungen zu fixieren.
(Fast zeitlich haben die Grünen im Bundestag übrigens dem vermehrten Import von US-Frackingas zugestimmt.)

Wir holzen Karelien ab und den tropischen Regenwald, und vergiften großflächig das Grundwasser in den USA um hier "Naturschutz" oder "Klimaschutz" spielen zu können, und feuern das Artensterben und die Zerstörung der Böden auf diese Weise weiter massiv an. Und das nennen die Grünen und die einschlägigen NGOs Naturschutz,
statt Verantwortung zu übernehmen, und unseren Bedarf mindestens nachhaltig, und besser regenerativ zu decken.

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