Manfred hat geschrieben:Niemand wird gezwungen mitzumachen. Wir sind ja nicht bei den Grünen.
Muss man das jetzt verstehen und falls ja, was hat das mit dem Thema zu tun?
Eine solche Reaktion auf eine naheliegende Frage ("Sag doch, um vieviel mehr CO2 deine Böden gespeichert haben") wäre absolut nicht nachvollziehbar, wenn man sie mit schlichten Daten belegen könnte. So lässt sich leider vermuten, dass die Wirklichkeit nicht ganz so tut, wie sie sollte.
Mich hat bei den Videos von Savory, die ich mir angeschaut habe, irritiert, warum er nicht die einfachsten und naheliegendsten Beweise für den Erfolg seiner Methode zeigt.
Die Aussage z.B., wonach Gras sich selber abtötet, wenn es nicht abgeweidet wird, könnte man doch ganz einfach begründen. Savory zeigt hierzu ein ausgerauftes Büschel dürres Gras, das unten verrottet ist, welch absolut normalen Vorgang er als chemische Oxidation bezeichnet. Das geschieht jeder Staude im Blumengarten spätestens im Herbst auch, ohne dass sie deswegen abstürbe.
Man zäunt eine kleine begraste Fläche innerhalb eines grösseren in sich einheitlichen Gebietes ab und verhindert Beweidung. Dann dokumentiert man über ein paar Jahre, was passiert.
Entsprechendes gilt auch für Bodenkohlenstoff - es ist sehr einfach, Proben regelmässig zu nehmen und zu dokumentieren, was mit dem Humusgehalt (soil organic matter) passiert. Um das zu messen, braucht man nur einen kleinen Töpferofen, einen feuerfesten Tiegel und eine Waage. Dazu braucht man noch als Kontrolle die gleichen Messungen von Proben nicht gemanagter Flächen - um auszuschlissen, dass der Effekt eine Folge von etwas anderem (mehr Regen?) und gar nicht eine Konsequenz des besseren Managements sei.
Infiltrationsraten von Regenwasser lassen sich ebenfalls sehr einfach bestimmen.
Mit solchen Publikationen kann man, wenn die Messdaten sauber und nachvollziehbar erhoben werden und statistisch abgesichert sind, problemlos in den wesentlichen Zeitschriften über Bodenkunde usw. publizieren. Ohne solche Daten wird man als Autor nicht angenommen. Nicht weil der Chefredakteur voreingenommen ist, sondern weil ein wesentliches Merkmal wissenschaftlichen Arbeitens fehlt.
Dass jeder Boden und jede Farm anders ist und anders gemanagt werden muss, bestreitet wohl keiner. Die Wissenschaft fordert jedoch von jeder Behauptung, dass sie bewiesen werden muss, insbesondere, dass die Methodik reproduzierbar, die Messtechnik nachvollziehbar und die Auswirkung einer Behandlung verglichen mit der Kontrolle statistisch abgesichert sein muss.
Wer das nicht bieten kann, der kann seine Behauptung nicht begründen. Folglich gilt sie im wissenschaftlichen Sinne als nicht bewiesen, mithin als das was sie ist: als eine blosse Behauptung. Daraus kann man eine Verschwörungsheorie machen und folgern, die Wissenschaft sei Teil des Problems und könne nicht ganzheitlich argumentieren. Man muss dann aber auch den Wissenschaftlern die viel naheliegendere Vermutung abnehmen, die Behauptung könnte nicht durch Messungen bestätigt werden.
Der oft bemühte Vergleich, wonach sich so von der Wissenschaft gemobte Aussenseiter selber als neuen Galilei bezeichnen, greift ins Leere: Galilei wollte, dass die wissenschaftliche Methode der Beobachtung Vorrang habe vor den Behauptungen einer Autorität (der damals mächtigen katholischen Kirche). Nimm ein Fernrohr und schau selber, statt in der Bibel nachzulesen, was die Himmelskörper machen. Das ist das genaue Gegenteil von jemandem, der sich missachtet fühlt, weil er etwas behauptet, wofür er keine für Dritte nachvollziehbaren Beweise vorlegen kann.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.