Eberhard hat geschrieben: ↑Do 14. Sep 2023, 10:16
Das generöse Abtun und Nichtbetrachten von Alternativen hat da auch sein Geschmäckchen.
Er kanns nicht lassen ...
Als verblendeter ignoranter alternativverweigernder wissenschaftsgläubiger Mensch stellen sich mir spontan foglende Fragen:
Ein Testjahr. Ein Maisfeld an einem Ort. Nicht kein Dünger, sondern die Hälfte. Wie war das Vorjahr (der Bezug der Ertragssteigerung) im Ertrag? Gut, schlecht, durchschnittlich? Wie hoch sind die üblichen Ertragsschwankungen von Jahr zu Jahr? Sind 160 kg/ha für Mais viel? 160 kg Mehrertrag pro ha sind, wenn die Maispflanzen auf 50 cm Abstand stehen, gerade mal 4 Gramm pro Pflanze mehr. Wie hoch war die Ertragssteigerung in Prozent des Erwartungswertes, also der zu erwartenden Ernte bei herkömmlicher Kultur? Wie hoch war der Ertrag mit gleicher reduzierter Düngerdosis, aber ohne Fermentationsgabe? Wie hoch im Vergleich zum Vorjahr waren die Erträge auf Vergleichsfeldern bei unveränderter Kultur? Kann man das über längere Zeit durchziehen und der Ertrag bleibt so?
Ich frage so ausdrücklich, weil die Ertragssteigerung so betont wird. Natürlich wäre auch gleicher oder leicht schwächerer Ertrag bei halber Düngergabe schon ein Erfolg.
Ich habe übrigens dieses Jahr an einen Ort am Rand einer Wiese, wo ich noch nie gedüngt habe, zwei Kürbispflanzen in den Boden getan, etwas altes Gras als Mulch im Mai um die Pflänzchen gelegt und sonst nichts gemacht, und werde nun mit einem Dutzend oranger Kürbisse von je 5 bis 10 Kilo bestraft. Wieso um Himmels willen gibt es dann überhaupt Landwirte, die ihre Kürbisfelder düngen ???
Natürlich ist Mensch ein Gewohnheitstier und wer will, dass die anderen es anders machen, muss die Überzeugungsarbeit leisten. Das geht nur, wenn einem das Zielpubikum überhaupt zuhören will. Also muss man sich schon hier bemühen, sonst steht man da wie die Zeugen Jehovas beim Bahnhofseingang. Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Willkommen in der realen Welt.
Dass man mit konventionellem Maisbau nicht gerade bodenfreundlich wirtschaftet, bestreite ich nicht. Weil die Landwirtschaft extrem unter Kosten- und Effizienzdruck steht, was vor allem für hochmechanisierte Massenkulturen wie gerade Mais in den USA gilt, würde jedes Verfahren, das es erlaubt, die Düngermengen oder den sonstigen Kulturaufwand zu verringern, sich allerdings sofort als Kostenverbilligung durchsetzen.
Erwerbslandwirte sind nicht pauschal doof und ignorant, sie haben aus rein wirtschaftlichen Gründen andere Zielgrössen. Im Gemüsebau beispielsweise ist Ertragsverfrühung wegen höherer Marktpreise wertvoller als der absolute Ertrag, deshalb gehen konventionelle Gemüsebauern ans Limit des erlaubten und solange die Leute das Zeug nach grün und Kilo kaufen, stimmt die Kasse. Das ist unschön, aber deswegen sind diese Leute noch lange keine Ignoranten.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.