Schafschur mit der Schere

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busbeck
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Re: Schafschur mit der Schere

#21

Beitrag von busbeck » Fr 22. Jun 2012, 23:20

Klaus hat geschrieben:
Sabi(e)ne hat geschrieben:man sollte nicht einfach selbst versuchen, sondern es bei einem erfahrenen Scherer LERNEN.
So was ist immer schnell dahergesagt. Wer hat schon Gelegenheit, bei einem erfahrenen Scherer zu lernen? Klar, wenn ich dem 100€ in die Hand drücke, nimmt er sich 3 Stunden Zeit für mich. Aber auch nach 3 Stunden kann man das noch nicht wirklich gut.
Ich habe mir in meinem Leben sehr viel durch learning by doing beigebracht. Das Internet kann dabei oft hilfreich sein. So kann ich heute z.B. ziemlich gut mit einer Sense umgehen und kann sie mittlerweile auch richtig gut dengeln. Das hat ein paar Jahre gedauert, aber jetzt kann ich es.
Klar hat ein Schaf Stress, wenn es auf den Hintern gesetzt wird und länger als unbedingt nötig sitzen muss. Aber ich sag mal so: Muss ich mir um den Stress meiner Tiere wirklich mehr Sorgen machen, als um den Stress, dem wir Menschen ständig ausgesetzt sind? Ich bin bestimmt kein Tierquäler, aber ich meine, man kann es auch übertreiben. Wenn ein Schaf anstatt 3 Minuten 3 Mal 10 Minuten stillhalten muss, dann muss es das halt. Um meine Psyche hat sich noch nie jemand so viele Gedanken gemacht, wie es hier manch einer um die Psyche des Tieres tut.
Schöner Beitrag. Danke.
Mir gefällt der Autodidaktik-Gedanke und der mit dem Stress.
Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen. (Dietrich Bonhoeffer)

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busbeck
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Re: Schafschur mit der Schere

#22

Beitrag von busbeck » Fr 22. Jun 2012, 23:24

roland hat geschrieben:Hi,
nur kurz - da ich nich wirklich Profi bin ;)
Ich durfte bei einem der Leute, die ich besucht habe, auch mal zur Schere greifen. Natürlich als Neuling nur oben am Rücken und an den Seiten, aber ich fand es eigentlich recht einfach. Bei mir sah es noch etwas zerrupft aus, da ich lieber mehr Wolle stehen lies, wie in die Haut zu schneiden, aber da reden wir von 1-2cm maximal.
Was mir an der Schere gefiel: Sie ist leise und leicht! Wir standen einfach auf der Weide, das Schaf nur am Pflock angebunden und haben gemütlich vor uns hingeschnippelt. Meiner Meinung nach kein Stress für das Tier. Allerdings, wie immer: schonende Methoden brauchen Zeit. Aber das ist hier ja bekannt ;)

Roland

Die Idee mit dem Pflock gefällt mir. Danke. Dein Beitrag macht mir Mut, es einfach mal zu probieren. Wenn's nicht klappt, kann ich ja einfach unterbrechen.
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busbeck
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Re: Schafschur mit der Schere

#23

Beitrag von busbeck » Fr 22. Jun 2012, 23:27

Sabi(e)ne hat geschrieben:
Muss ich mir um den Stress meiner Tiere wirklich mehr Sorgen machen, als um den Stress, dem wir Menschen ständig ausgesetzt sind?
Ja. Weil Schafe als Wiederkäuer sehr empfindlich sind, was die Position ihrer Mägen in Bezug auf die Schwerkraft sind, ebenso wie Kühe, per Zeit.
Sprich, brauchst du zu lange mit dem Schaf in falscher Position, kommt es zu Chaos und Rückfluß im Verdauungstrakt, durchaus mit tödlichen Folgen möglich.

Und Schafe kurz vor der Geburt zu scheren, wie es in vielen wollproduzierenden Ländern üblich ist, ist nochmal extra Risiko, deshalb ja das irre Tempo bei den Profis, weil Schwergeburten zu Haarbruch führen, und dieser mögliche Haarbruch dann so nahe am Hautende der Fasern wie möglich stattfinden sollte.
Bei einer Merino-Haarlänge von 6-8cm ist für die Wollqualität absolut entscheidend, wann zu welchem Zeitpunkt im Leben des Schafs geschoren wird.
Es ist ein Geschäft, und es geht um Qualität und Geld - ohne gesunde Schafe geht das gar nicht.

Und ja, es GIBT Scherkurse - wenig in D, aber reichlich in GB und anderen Ländern.
In D dürften die Deulas oder Schafzuchtverbände Hauptansprechpartner sein.

Danke! Das sind ja superwertvolle Infos!
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Spottdrossel
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Re: Schafschur mit der Schere

#24

Beitrag von Spottdrossel » Sa 23. Jun 2012, 15:49

busbeck hat geschrieben:
Spottdrossel hat geschrieben:Ich mußte mein Heidschnuckchen paarmal frisieren.
Mir tat am Ende die Pfote weh, er hatte eine beschissene Frisur und war sauer :mrgreen: .
Auf jeden Fall in einem Durchgang frisieren, das Schaf merkt ja auch, daß Du ihm nicht ans Leben willst, also kann es auch noch einen Moment dableiben (ich hatte - wegen Ungeschicklichkeit und langsam- das Schaf auf seinen Füßen gelassen, so eine Schnucke hat allerdings auch einen praktischen Griff, den das Schaf vielleicht nicht hat). Nach vollbrachter Tat wird das Vieh 3 Tage nicht mit Dir sprechen, wäre blöd, wenn es dann mit halber Matte rumläuft.
Wirklich gestreßt (im Sinne von Panik) war der Kamerad nicht, eher genervt vom dableiben-müssen. Für mich war die Sache mit schmerzender Pfote, verbogenem Kreuz und wollimprägnierter Hose wesentlich strapaziöser als für ihn, deshalb wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen, ihm extra einen Frisör zu bestellen.

Bei mehreren Schafen wäre ich aber in Versuchung gekommen, eine elektrische Schere zu kaufen ;) .
Frage zu Heidschnucken: Wie viel Milch geben die?
Er hieß Rambo und seine Aufgabe war eher "Herdenschutzhund", von daher null Milchleistung, aber regelmäßig zerlegte Bretterwände ;) .
Hühner sind auch nur Menschen...
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Re: Schafschur mit der Schere

#25

Beitrag von roland » Sa 23. Jun 2012, 21:49

Klaus hat geschrieben:
roland hat geschrieben:Wir standen einfach auf der Weide, das Schaf nur am Pflock angebunden und haben gemütlich vor uns hingeschnippelt.
So finde ich das auch ideal und ich würde es ebenso machen. Unsere Schafe sind aber nicht so zahm. Die bleiben nicht einfach so stehen.
Dabei hilft sicherlich, das die Schafe Milchschafe sind - also täglich 2 mal gerne herkommen, dabei gefüttert und gemolken werden. Selbst der Bock ist mit seinem "Frauchen" ohne allzu viel Problemen von der Herde weggelaufen - er wusst ja nicht, das es ihm ans Leder sollte :pfeif:

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Re: Schafschur mit der Schere

#26

Beitrag von hunsbuckler » Sa 23. Jun 2012, 22:32

Also ich hatte bis zu 65 Kamerunschafe zur Landschaftspflege, eben WEIL man mit denen keine Scherereien hat!
Der natürliche Haarwechsel zieht sich bei denen eben 2-4 Wochen hin und man muß damit leben, daß sie in dieser Zeit eben ziemlich zerrupft aussehen.
Da meine Kameruner handzahm waren, haben sie es sich gerne gefallen lassen, beim Kraulen ganz behutsam die lockersten Flocken und abenteuerlichsten Wollgirlanden abzuzupfen.
Aber abschneiden ist m.M. kontraproduktiv, weil dann kurze Stoppeln vom Altfell zurückbleiben, die dann nicht mehr so gut rausgehen.
Am förderlichsten für den natürlichen Fellwechsel ist Buschland mit ordentlich Schlehen und Brombeerranken.
Dadurch werden sie schnell ganz von selbst wunderbar glatt und glänzend.

Wohlgemerkt gilt dies nur für Haarschafe wie Kamerun, Barbados Blackbelly oder Mufflons.
Den Wollschafen hat man den natürlichen Fellwechsel abgezüchtet.
Hab mal ein paar Schwarzkopfschafe mit 4 Jahre altem hinterherschleifenden Flokati-Filz gesehen...Tierquälerei!
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

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Re: Schafschur mit der Schere

#27

Beitrag von busbeck » So 24. Jun 2012, 00:49

Spottdrossel hat geschrieben:
busbeck hat geschrieben:
Spottdrossel hat geschrieben:Ich mußte mein Heidschnuckchen paarmal frisieren.
Mir tat am Ende die Pfote weh, er hatte eine beschissene Frisur und war sauer :mrgreen: .
Auf jeden Fall in einem Durchgang frisieren, das Schaf merkt ja auch, daß Du ihm nicht ans Leben willst, also kann es auch noch einen Moment dableiben (ich hatte - wegen Ungeschicklichkeit und langsam- das Schaf auf seinen Füßen gelassen, so eine Schnucke hat allerdings auch einen praktischen Griff, den das Schaf vielleicht nicht hat). Nach vollbrachter Tat wird das Vieh 3 Tage nicht mit Dir sprechen, wäre blöd, wenn es dann mit halber Matte rumläuft.
Wirklich gestreßt (im Sinne von Panik) war der Kamerad nicht, eher genervt vom dableiben-müssen. Für mich war die Sache mit schmerzender Pfote, verbogenem Kreuz und wollimprägnierter Hose wesentlich strapaziöser als für ihn, deshalb wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen, ihm extra einen Frisör zu bestellen.

Bei mehreren Schafen wäre ich aber in Versuchung gekommen, eine elektrische Schere zu kaufen ;) .
Frage zu Heidschnucken: Wie viel Milch geben die?
Er hieß Rambo und seine Aufgabe war eher "Herdenschutzhund", von daher null Milchleistung, aber regelmäßig zerlegte Bretterwände ;) .

Während ich dies schreibe, liebe ich unter meinem Schreibtisch. :haha:
Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen. (Dietrich Bonhoeffer)

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Klaus
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Re: Schafschur mit der Schere

#28

Beitrag von Klaus » So 24. Jun 2012, 10:26

busbeck hat geschrieben:Während ich dies schreibe, liebe ich unter meinem Schreibtisch.
Was für ein toller Verschreiber! :haha:

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Re: Schafschur mit der Schere

#29

Beitrag von Spottdrossel » So 24. Jun 2012, 11:17

Klaus hat geschrieben:
busbeck hat geschrieben:Während ich dies schreibe, liebe ich unter meinem Schreibtisch.
Was für ein toller Verschreiber! :haha:
Ob das ein Verschreiber war, ist ja nicht abschließend geklärt :pfeif:
Hühner sind auch nur Menschen...
http://www.spottdrossel.net

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Re: Schafschur mit der Schere

#30

Beitrag von Knecht » So 24. Jun 2012, 14:55

Klaus hat geschrieben:
busbeck hat geschrieben:Während ich dies schreibe, liebe ich unter meinem Schreibtisch.
Was für ein toller Verschreiber! :haha:
...versteh ich jetzt nicht :hmm: ....denkt Ihr er hätte das "mich" vergessen :aeh:

während ich dies schreibe ,kratze ich "mich" am Kopf :haha: ...oder so ähnlich ;)

LG

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